Freitag, 6. Juli 2012

Mehr "Einfach herrlich"

Mop: Das war ein schoener Beitrag - mit "Einfach herrlich". Das animiert mich, nun ein paar aehnliche Erinnerungen aufzuwaermen - Dir wird der Speichel beim Lesen im Mund zusammen- bzw. ueberlaufen!

Erster Kaugummi
Ja, die Amis brachten uns einige Sachen, die bei uns entweder Mangelware oder Neuzeug waren. Wie Kaugummi! In Weiten-Gesaess da war ein Junge, der kriegsgeschaedigt war, denn er hatte mal eine Brandbombe aufgegriffen und sich dabei ordentlich verbrannt - inklusive im Gesicht. Es machte ihn nicht ansehnlich. Zusaetzlich kam er aus einer der aermsten (aber kinderreichen) Familie und damit aus einem der aeltesten Kleinhaeuser im Dorf - und sein Vater hatte nur einen Arm und war wahrscheinlich auch ein Kriiegsopfer. Der Junge - seinen Namen habe ich vergessen - wurde vonseiten seiner Mitschueler einigermassen geduldet, war aber auch oft das Opfer von Haenseleien und sicher auch Raufereien. Aber eines Tages da wurde er zum begehrtesten aller Doerfler, und ich war voll mit dabei: Er hatte naemlich irgendwo einen Kaugummi beschafft, und das machte ihn zum besten Freund aller: Er liess uns alle an dem Kaugummi teilhaben, und jeder der zehn oder so Jungen durfte ihn eine Minnute lang kauen - und der Geschmack liegt mir heute noch auf der Zunge, obwohl zur Zeit, wo ich dran war, das Pfefferminz und der Zucker schon weggelutscht waren...EINFACH HERRLICH!

Worscht und Weck
An der Ecke gegenueber vom Kaufhaus Werle war ein Sammelplatz, wo man den Verkehr (d.h. die Maedchen) beobachten konnte und wo ich mich oft auf dem Fahrrad etwas erholte, bevor der lange Treck nach Weiten-Gesaess begonnen wurde. Dort gabe es auch mal eine Baeckerei (spaeter einen Photoladen) und ganz in der Naehe auch eine Metzgerei. Wenn ich in der seltenen Situation war, ein paar Pfennige in der Tasche zu haben (verdient bei Nachhilfestunden und normalerweise zuhause abzugeben fuer eine Spardose, erlaubte ich mir manchmal einen herrlichen kulinarischen Luxus in Form eines Wecks mit einem Viertel Leberwurst! Mensch, das schmeckte gut und war eine wunderbare Abwechslung von der ueblichen Griebenschmalzstulle. EINFACH HERRLICH.
(Noch heute schmeckt mir das jedesmal einfach herlich!)

Eigentor
Der Mop war ja einer der engagiertesten Fussballer und sah sich, glaube ich, als der flinkste Torwart in Suedhessen. Wir spielten auf einem Platz in der Naehe der spaeteren kleinen Turnhalle des TSV Michelstadt, und der Mop beschwerte sich laufend auf seiner Seite darueber, dass wir keine Tore schiessen konnten. Uns war das schliesslich genug, und somit beschlossen wir, endlich ein Tor zu schiessen – and zwar ein Eigentor. Ich erinnere mich nicht, ob ich es schoss oder ein anderer Mitspieler, aber ich erinnere mich gut daran dass der Mop nie so verwundert geguckt hatte!
Einfach herrlich!

Bluna, die beste aller Limonaden
Als ich 16 war begann der Ernst des Lebens: ich musste mir einen Job fuer die Sommerferien verschaffen. Zu anderen Ferienzeiten hatte ich schon regelmaessig auf dem Hof in Weiten-Gesaess unter der Hand mitgearbeitet, aber diesmal war es nicht fuer die Familie sondern eine richtiger Job mit Steurkarte und allem. Es war nicht schwer, eine Hilfsarbeiter Stelle zu finden, denn eine Baufirma suchte da gerade nach Arbeitern und Handwerkern fuer ein grosses Bauprojekt hinter dem Hainhaus: sie bauten ein Munitionslager fuer die Amis, mt viel Strassenarbeiten und kleinen Lagerhaeusern zur Munitionslagerung im dichten Wald. Leider waren es fast 2 Stunden zu Fuss oder eine gute Stunde mit dem Fahrrad ueber Eulbach und die Vielbrunner Strasse. Einmal war ich so muede morgens, dass ich am Aufgeben war – ich legte mich im Wald neben meinem Fahrrad hin und beschloss zu schlafen! Aber nach ein paar Minuten bekam ich einen zweiten Wind und machte weiter und kam rechtzeitig zur Arbeit – ich musste da mit Pickel und Schaufel beim Angraben von Wurtzelstoecken helfen, und die wurden dann rausgesprengt. Und dann kam eine grosser Tag fuer mich – der erste Zahltag mit Lohntuete (ich bekam etwa 80 Pfennig pro Stunde!) und von diesem ersten Erloess konnte ich mir endlich eine Bluna-Limonade bei der Kantine kaufen, und das war ein Hochgenuss, den ich mit Worten ueberhaupt nicht beschreiben kann – “Orgasmus” waere dafuer eine schwacher Versuch! Noch heute ist fuer mich Bluna, in der braunen gerippten kegelfoermigen Flasche, die beste Limonade der Welt (obwohl ich inzwischen die vom Deutschen Brauhaus in St. Vincent, in der Karibik, hergestellten “Bitter Lemon” und “Fruit Cocktail” Limonaden fast genauso schaetze.)
Aber auf jeden Fall: Bluna - einfach herrlich!

HPB

1 Kommentar:

  1. Lieber Hans-Peter,
    es warst Du, böer Knabe, der mir (uns!)das Eientor schoss. Ich erwartetete eine Rückgabe des Balls und Du knallst das Leder in mein linke untere Ecke. In meinen 25 Jahren als Torsteher, fünf Jahre davon als "keeper" in der Universitätsmannschaft der Uni Toronto, musste ich mehr als ein Dutzend Tore hinnehmen. Macht Dir aber keine Sorgen, ich habe Dir schon seit 60 Jahren vergeben aus einem bestimmten persönlichen Grund. Also, lieber Hans-Peter, Du brauchst deawegen keine sclaflosen Nächte mehr haben.

    Gunther

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