Montag, 28. Mai 2012

Die (komplizierte) deutsche Sprache


Hallo Leute:

Es stoert mich immer etwas wenn ich ueber “das Blog” schreibe, denn irgendwie kommt mir immer “der Blog” richtiger vor, wobei ich mir bewusst bin, dass es sogar “die Blog” heissen sollte, denn es handelt sich ja da um eine “Kurz-Webseite”. In meiner Verzweiflung habe ich mich an unseren geschaetzten alten Altphilologen Heinz-Otto gewendet und um Belehrung gebeten. Hier is was er schreibt:

Der “alte Altphilologe” wendet sich mit Grausen ab, denn er hat etwas gegen die Amerikanisierung der deutschen Sprache.

  • Leider wird zusammen mit den von amerikanischen Wirtschaftsinteressen gesteuerten Modespielzeugen auch bei uns von einer kritiklosen Jugend jede dieser dafür von Werbeagenturen erfundenen neuen Bezeichnungen sofort übernommen, ohne zu überlegen, wie man dafür in unserer Muttersprache sagen könnte. Was für ein kultureller Niedergang (oder sollte ich sagen “O tempora, o mores”?) Die Franzosen sind da sehr viel kritischer!
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  • Bei all ihren Vorzügen haben ja die Bewohner eines Teils von Nordamerika, die sich voller Anmaßung als “Amerikaner” bezeichnen, in den vergangenen 300 Jahren bisher noch nicht durch grosse kulturelle Leistungen geglänzt. Their only culture has always been agriculture.
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  • Aber nun zu Deiner Frage: Der Duden sagt “das Blog”, erkennt aber als Nebenform auch “der Blog” an. Nur als Femininum geht es nicht.

Ja, wenn's der Duden so will, da kann man voerst nichts machen. Bleiben wir bei “das Blog”. Die Antwort vom HO war ja ansonsten schoen geladen – und ich habe beistimmend geschmunzelt. Vielleicht wollen einige von Euch dabei helfen, eine Verdeutschung fuer “Blog” zu erfinden (damit ein Auslaender nicht weiss worums geht): Also, wie waers mit dem vollen Wort “Kurz-Webseite”, abgekuerzt (duerfen wir das, Heinz-Otto?) Kweb oder Kwebse? Ach nein – das “Web” ist ja nicht deutsch. Also dann: Kurz-Internetzseite, bzw. Kints oder Kintse? Wer hat eine bessere Idee?

Uebrigens: Warum gaehnen die Auslaender, wenn sie Deutsch lesen oder hoeren? Antworte unter "Kommentar"!
HPB

Freitag, 11. Mai 2012

Sommerabendliche Reminiszenzen


Es war ein warmer Sommerabend - ein Gartenfest bei Freunden, in einem kleinen 0rt - ein bißchen weit weg von Michelstadt - Gespräche mit den Gästen - man sieht sich zum ersten Mal - über dies und das - über die breite Palette mehr oder weniger interessanter Alltäglichkeiten - über Berufliches: "Ja,nach meiner Schulzeit in Michelstadt...“ - "Ach, wo liegt das denn?"
Da löst sich einer aus einer Gruppe, kommt herüber: "Michelstadt im 0denwald, dort habe ich Abitur gemacht!" Dann wird das  Gespräch zum Dialog zwischen uns beiden: Der Garten wird zum Schulhof, die schöne helle Villa zum alten grauen Haus - die anwesenden Damen werden zu Mädchen in der Pause auf dem Schulhof, 1a, sie gehen in der einen, wir in der anderen Richtung um das Schulgebäude - einige sind sehr hübsch – Pennälerliebe! Namen tauchen auf: Albach, Becher, Götz, Hallstein – gemeinsame Lehrer - und: "Können Sie sich noch an den erinnern?" Natürlich, der Kampf mit dem Lehrstoff, Erlebnisse,  unvergessen, und mancher weltenstürzende Satz: "Wirth, ich habe dich immer für einen  ordentlichen Jungen gehalten, aber...".  
Böse Buben werden bestraft, die ganze Klasse bekommt das Consilium abeundi! Oder: "Wirth, was machst du eigentlich hier in der Schule, sage deinem Vater, das Land braucht Maurer!" Schülerexistenz im Klassenzimmer: "Wenn es knallt, ist es Knallgas!  Wo liegt Uluwumba? Wer hat den Globus versteckt? Bauer, du bist ein Flapsch! Die Mädchen kriegen alle eine Drei und sind still, die verstehen eh nichts von Physik! Heute kommen alle Hinteren nach vorne, die Vorderen gehen nach hinten!"
Blättern im Notenbuch: "Abbe! Nein, fangen wir heute hinten an im Alphabet! Wirth: Wie war das mit dem Antonius? " „Antonius war ein ehrenwerter Mann und die alten Römer..." "0uatsch, die Römer waren auch mal jung!"
Mein  Gegenüber weiß viele Geschichten vom Leben im grauen Haus und drumherum. Wir lachen viel an diesem Abend – weinselige Heiterkeit, versunken in der Erinnerung. Nein, es ist keine Feuerzangenbowle dort auf dem Tisch: Es spiegeln sich flackernde Kerzenflammen in Gläsern und Wein! Wir sind uns einig: Wir haben viel gelernt in dem alten grauen Haus, das wir haßten und liebten zugleich - eine Schülerpresse? Vielleicht, aber gut für uns, gut für unsere Zukunft - wir profitieren noch heute davon! Warum? Liegt es an unseren Lehrern, waren sie bessere Pädagogen? Viele verdienen ein ehrendes Andenken in Dankbarkeit. Wir sind uns einig, wir beiden ehemaligen Schüler: Es war eine schöne und wertvolle Zeit damals für uns, und es ist ein  gelungenes Fest - heute dieses Gartenfest. "Demnächst feiern wir vierzigjähriges Abitur in Michelstadt ..." Mein Gegenüber wirkt plötzlich etwas traurig. "Das haben wir leider nicht gemacht..." 
Naja, wir waren ja schließlich die "Magnatenklasse" und hatten das Consilium abeundi!

Harald Wirth

Donnerstag, 10. Mai 2012

Mein neuer Sportversuch

Um ein Beispiel dafuer zu setzen, dass man in einem Blogeintrag auch ein Video inkorporieren kann, dachte ich mir, ich zeige Euch mal meinen mislungenen Versuch mit Golf anzufangen...das war im letzten Sommer. 



Keine Sorge - nach Monaten mit Behandlung und intensiver Physiotherapie bin ich wieder gut im Schuss (= das waere ein sogn. "Pun" - wie nennt man das auf deutsch??).

HP

Blog Management-Kommentare


Hallo Alle:

  • Unser Blog hat nur drei “eingeschriebene” Mitglieder, und das ist mir etwas armselig: Bitte schaut mal auf der rechten Seitenleiste rein, da sollten sich doch alle freudig registrieren (mit oder ohne Foto), und weiter unten besteht auch die Moeglichkeit seine eMail-Adresse einzutragen, denn dann wird man benachrichtigt, wenn was neues kommt. Unter "Kommentare" kann man auch seine eMail-Adresse registrieren, und dann kommen Benachrichtigungen, wenn neue Kommentare erscheinen
  • Manche haben mir per eMail den einen oder anderen Kommentar geschickt – aber solche Kommentare sollten Beitraege sein, die Ihr unter “Kommentare” direkt unterhalb eines jeden Blogs zufuegen koennt! Dann koennen alle es gleich sehen und lesen und darauf reagieren.
  • Ich hoffe immer noch, dass zusaetzlich zu Euren Beitraegen ich auch etliche alte Fotos von allen bekomme. Wir hatten ein paar nette Klassenfotos in der alten Webseite – aber nach meinem vielen Umherreisen habe ich entsprechende originale Kopien wer weiss wo, nur nicht hier in meiner gegenwaertigen Bleibe in Vancouver.
  • Und was Fotos angeht - es hat doch jeder heute eine Digitalkamera oder sogar eine Videokamera - und es duerfen natuerlich auch Aufnahmen von Euch und Euren Familien von heute in das Blog gestellt werden!
  • Letzter Punkt: Habt Ihr die Adresse des Blogs inzwichen an Eure Kinder und Enkel weitergeleitet? Das ist doch ein Zweck des Blogs – und es wuerde mich ueberraschen, wenn das fuer dieselben nicht von Interesse sein sollte. Ich wueder sogar hoffen und erwarten, dass deren Reaktionen darauf Euch interessieren sollten – und vielleicht bekommen wir von denen ein Paar nette Kommentare fuer das Blog. Ist jemand dagegen oder haelt das fuer Unsinn? Lasst es mich doch ruhig wissen.... Uebrigens: Die sollten sich natuerlich auch als Mitglieder und fuer Benachrichtigungen eintragen...
Zur Auflockerung unten ein Foto von einem der ersten warmen Fruehlingstage gestern hier in Vancouver..Rick Baer am Ball....den der verzweifelte Spieler rechts aufgeben musste.

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Mittwoch, 9. Mai 2012

Damals (1973) und heute (2009): Irgendwo have ich diese Szenarios schon mal gesehen - aber nun schickte mir mein Freund Rolf eine pdf-Datei. Leider kann man (so weit ich sehe) diese nicht direkt in das Blog einfuegen. Somit habe ich in meine Trick-Kiste gegriffen und fuege hiermit "Screenshots" (aud deutsch Bildschirmschuesse? Auweija!) ein, die hoffentlich gut lesbar sind. Es handelt sich also darum, was wir frueher mal taten oder erlebten und wie das heute vonseiten des Sysems gehandbabt wuerde (ich habe ja schon mal im Blog ueber unseren Neundlinger da was angedeutet - denn ich bin ja inzwischen auch schon entsprechend sensibilisiert)!

Ich habe die Szenarien etwas geaendert um sie unserer Klasse gerecht zu machen - konnte aber in der pdf-Datei die entsprechenden Namensaenderungen nicht einfuegen. Das stoert hoffentlich nicht. Was Urheberrecht angeht, da riskiere ich meinen Hals - ich habe natuerlich keine Ahnung wo der Originalschrieb herkommt - aber wenn ich es rausfinde werde ich retroaktiv um Genehmigung bitten.

Szenario 1: Die Angelika hat stolz ihr neues Taschenmesser in die Schule gebracht:


Szenario 2: Der Wirth und die Feigk raufen sich nach der Schule:


Szenario 3: Der Muehlhaeuser sitzt nicht still und stoert den Unterricht laufend mit seinem Gequatsche:



Szenario 4: Der Messer schlaegt zuhause beim Spielen eine Fensterscheibe ein und bekommt von seinem Vater eine Ohrfeige:


Szenario 5: Ahmed Oezil hat Schierigkeiten mit dem Unterricht wegen mangelnder Deutschkenntnisse und bleibt in der Untertertia schliesslich sitzen.


Szenarion 6:  Der Spengler wirft einen seit Sylvester aufbewahrten Feuerwerkskoerper in einen grossen Ameisenhaufen.


Szenario 7: Der Weimar verletzt sich in der Sportstunde am Knie. Der Lehrer Busch kommt sofort und trocknet seine Traenen, klebt ein Pflaster auf die Wunde, setzt sich zu ihm ein paar Minuten hin und troested ihn waherend er seinen Arm um ihn legt.


Und hier noch ein von mir frei erfundes Szenario 10:  Der Baer plaziert drei Stecknadeln in den Stuhl des Englischlehrers:

1973: Der Baer bekommt das Consilium abeundi und hat im folgenden Jahr zum ersten Mal eine Eins in Betragen, entwickelt sich zu einem Musterschueler und bekommt spaeter den Nobelpreis in Chemie.

2009: Der Schueler wird vom lokalen Polizeidiener in Gewahrsam genommen und waehrend der Vernehmung zusammengeschlagen, weil er sich weigert seine Verbindungen zu Al Quaeda preiszugeben. Nach langjaehriger psychiatrischer Betreuung wird er schliesslich auf freien Fuss gesetzt, darf sich aber nicht in Naehe von Schulen aufhalten. Er findet Teilarbeit bei einer Wohlfahrtsorganization.

Der Lehrer musss sich einem Blutest unterziehen. Es stellt sich heraus, dass er HIV positiv ist. Darauf wird das gesamte Schulzimmer desinfiziert und allle Toilettensitze werden auf 
und alle Schuler werden getestet und werden ueber HIV Transmission in einem 1-woechigen Seminar belehrt. 
Die Schule verbietet die Benutzung von Stecknadeln innerhalb des Schulbereichs, installiert metalldetektoren am Eingang und wechselt alle Holzstuehle gegen Stahlmoebel aus.

ENDE


Samstag, 5. Mai 2012

How R U 2Day?

Seit meiner Auswanderung nach Kanada musste ich von Zeit zu Zeit ueber meinen eigenen Schatten springen und einsehen, dass ich nicht gegen Vorurteil und Besserwissen gefeit war oder bin. Ich glaube, die Deutschen sind allgemein etwas ueberhebliche Besserwisser, oder muss ich diese Voreingenommenheit auch noch ueberkommen? Unsere Erziehung war vielleicht etwas zu strikt, zu ueberheblich, nicht tolerant genug. Oder ich habe halt so darauf reagiert.
Egal – ich will hier nur ein kleines Beispiel erwaehnen, naemlich das der englischen Sprache und Grammatik. Obwohl ich natuerlich mein Leben lang sprachlich (Akzent!) behindert war (und bleiben werde), wusste ich mehr ueber englische Grammatic als die meistens meiner kanadischen Mitbuerger und korrigierte sie oft, nicht zuletzt meine eigenen Kinder. Die englische Sprache ist natuerlich dominant in der Welt – was erstaunlich ist, da die Phonetic, das Buchstabieren und die fehlende Praezision bezueglich der Faelle, Deklinationen, Konjugationen usw. einen dazu zwingen klare Beschreibungen und Ausdruecke nur so zu erreichen, indem man kurze Saetze schreibt und und lange Erklaerungen und Wiederholungen benuetzt. Ein Satz mit mehr als zwei Kommas oder mehr als einem Nebensatz ist fuer die meisten unverstaendlich, es sei denn die Kommas sind Teil einer Aufzaehlung, wobei dann vor dem letzten „and“ meistens auch noch ein Komma steht, obwohl nach meiner alte Regel dort keins hingehoert. (Ich hoffe, dass in diesem deutschen Schrieb die meisten Kommas richtig gesetzt sind und nur wenige fehlen...man wird ja auch aelter.) Mein langjaehriger Dekan macht mich mit seinen Schreiben immer sehr nervoes, weil er in jedem zweiten Satz Ausdruecke und Zusaetze in Klammern zufuegte, was es mir unmoeglich machte, sie fliessend zu lesen und zu verstehen.
So, was veranlasst mich, hierueber zu schreiben? Weil ich gerade eine interessante Radiosendung hoerte, in der Sprachwissenschaftlerin Ann Trubek aus USA interviewed wurde und interessante Analysen und Vorschlaege praesentierte. Eine wesentlicher Einfluss auf die Sprache, was besonders die englische Sprache bezueglich der Beziehung zwischen Rechtschreibung und Phonetik betrifft, ist der ungeheure Druck, der sich aus der Benutzung der Handys und Smartphones ergibt – und dieser Druck kommt von unten, d.h. den Jugendlichen aller Intelligenzgrade und nicht von den Englischlehreren oder –professoren.  Sie sagte sogar, dass die Schlauen und Liberalen, die allgemein fortschrittliche Ideen und Gedanken formulieren koennen, unglaublich konservativ sind, wenn es um Sprache geht. Sie schlaegt Toleranz und sinnvolle Aenderungen vor bezueglich den sinnlos  erscheinenden phonetischen und rechtschreiberlichen Problemen im Englischen.
Ich habe seit meinen ersten Jahren im Ausland, wo Schreibmaschinen keinen Buchstaben s-zet oder Umlaute hatten, bezueglich der deutschen Rechtschreibung meine eigenen Aenderungen  kurzerhand adoptiert, sodass ich mich von dem Druck befreien konnte, mir darueber Gedanken machen zu muessen!
Hier ist das Trubek-Interview, und vielleicht interessiert es den einen oder andern der Magnaten: Da ist natuerlich der Text, und zusaetzlich ist weiter unten der „sound track“ (deutsch „Tonstreifen“ oder sowas?), wo man schoen zuhoeren kann.
Schluss fuer heute – c u l8r (=see you later)

HP

PS: 
(1)  Meine Sekretaerin tippte mal mein Diktat so: “....using tissues from k9 sources” – ehrlich! 
(2) Fred: Du schlugst vor, dass wir uns mit Fragen der Zukunft befassen sollten: Also, ich habe vor, meine atavistischen, am Gymnasium Michelstadt intruierten (ist das ein Wort??) Vorurteile weiterhin abzubauen!

Freitag, 4. Mai 2012

Einer, der das Bravsein als noetiges Motto hatte:

Fred schrieb mir gestern, als Antwort auf meine Einladung einen Beitrag zum Blog zusammenzuschreiben - und weil er nicht zweimal das gleiche schreiben moechte, erlaubte er mir nun, das ganze hier direkt zu praesentieren:

Lieber HP,
ich habe mit Interesse im Magnatenblog gelesen. Aber ich als electronic-immigrant habe da so gewisse Schwierigkeiten bei der Nutzung des PC. Ich wüsste gar nicht wie man das bewerkstelligt einen solchen blog (was heißt das eigentlich?) mit Nachrichten zu füttern. Meinen PC nutze ich bisher nur als Schreibmaschine, Daten und Bilderspeicher, Nachrichtensystem, manchmal als Lexikon. Und wenn ich gar nicht zurechtkomme , hilft mir mein Nachbar vom bayerischen Rundfunk.
Ich erinnere mich gerne an unsere Klassenmitglieder denen ich mich nahezu verwandtschaftlich verbunden fühle, aber an die Schule selbst werde ich nicht so gerne erinnert. Es gab da einige Lehrer , die habe ich wegen ihrer menschlichen Qualitäten sehr geschätzt, wie z.B. den Franz Neundlinger, den Herrn v.Hamm, den Wolfram Becher, den Friedrich Mösinger und den Dr. Albach wegen seines Sarkasmus. Weniger mögen habe ich den verklemmten J.Dingeldey. Die Abneigung wurde dann auch noch gegenseitig als ich entgegen seinen Erwartungen im Abi in Mathe eine 1 geschrieben habe und damit seine Beurteilung in Frage gestellt habe. Ich empfand die Schule immer als weltfremd und wirklichkeitsfern. Ich war ein mittelmäßiger und dazu noch ein fauler Schüler, eine ungünstige Kombination. Aber das änderte sich immer sofort, wenn man mit dem Lernstoff etwas Praktisches anfangen konnte, z.B. mit der sphärischen Trigonometrie, oder mit Maximum-Minimum-Berechnungen. Das hat sich dann auch während meines Studiums bestätigt: ich habe kein Examen unter 1 absolviert !
Du fragst warum ich kein Concilium abeundi bekommen habe. Das ist ganz einfach : als Schüler mit nur mäßigem Notendurchschnitt und ohne auffällige Begabungen musste ich angepasst sein um meine Schullaufbahn mit dem Ziel Abitur beenden zu können. Wie Du weißt ist mein Vater früh verstorben und kriegsbedingt hatten wir alles verloren, meine Mutter bekam 120,- Mark Rente im Monat (aber erst 2 Jahre nach dem Tod meines Vaters) , die meine Mutter durch Nähen von Hemden für Kaufhaus Werle etwas aufbesserte (5.- /Hemd). Hartz IV wäre uns damals luxuriös vorgekommen.
Mir war schon sehr früh klar geworden, dass ich diese Situation nur durch eine gehobene Beamtenlaufbahn oder ein akademisches Studium ändern kann. Um das zu erreichen musste ich einfach "brav" sein. Außerdem, die Untaten, welche damals zum C.a. geführt haben, würden doch heute niemanden mehr sonderlich aufregen.
Übrigens "velle ,malle , nolle do vorne kimmt die Bolle" wurde nicht von unserer Klasse kreiert, meines Wissens stammt dieser Vers von der Klasse Siegfried Bauer, dem älteren Bruder von Mop.
Aber warum willst Du den Schwerpunkt auf die Erinnerung legen? Wir sind doch noch nicht so vergreist, dass wir unseren Gesprächsstoff nur noch aus der Vergangenheit beziehen ! Viel interessanter wäre es doch zu erfahren was die Kameraden so täglich treiben und welche Ziele und Pläne sie für die nächsten 700 Tage, die uns statistisch als Lebenserwartung noch bleiben ,haben. Die Kameradinnen haben mit rund 2500 Tagen Lebenserwartung noch etwas länger Zeit. Ich habe heute einen Berglauf gemacht, 2 h Horn geübt, und morgen muss ich anfangen mein Haus zu streichen.

Viele Grüße F.



Wo ist der Fred? Hinterm Fotoapparat!

Mittwoch, 2. Mai 2012

Velle, malle, nolle: wollen, nicht wollen, lieber wollen


Der Mop erinnert uns in seinem Consilium-Artikel an eine schoepferische Tat von einem Klassendichter, mit einem lateinisch-deutschem Wortspiel:
     Velle, malle, nolle - do vorne kimmt die Bolle;
     Velle, nolle, malle - die Bolle is a Schnalle;
     Malle, nolle, velle  -  wer werd se denn schunn welle.
Dieses „Gedicht“ (wer war der Dichter???) hat seine Wurzeln (a) in dem Spitznamen fuer Dr. Seybold (Die Bolle), unsere langjaehrige Deutschlehrerin, fuer die jeder Respekt hatte, die nie ein direktes Ziel fuer Streiche war, und die uns alle recht fair behandelt hatte, und (b) in unseren Lateinstudien. Die Bolle war vielleicht nicht unsere Lieblingslehrerin, aber sie war keine „Schnalle“ und von nicht „welle“ kann keine Rede sein. Hier ist daher ein alternatives „Gedicht“ (Copyright HP Baer):
     Do vorne kimmt die Bolle  –  velle, malle, nolle!
     Sie werd geschaetzt von alle  –  nolle, velle, malle!
     Do sind mer gleicher Meinung, gelle –  malle, nolle, velle?
(Vielleicht kann sie’s lesen?)

Dreimal Böser Bursche oder wie ich drei Consilia Abeundi überlebte


Die zwei erschreckensten Worte die man einem Schüler im Gymnasium mitteilen kann, sind wohl “Consilium abeundi”, den Rat freiwillig aus der Schule auszutreten. Auf gut deutsch heißt das, Bursche, (Mädchen kommen ganz selten in diese Lage), wenn du dich noch einmal muckst, dann fliegst du raus.  Ein consilium abeundi zu bekommen kann einmal passieren, zwei davon ohne rauszufliegen ist praktisch unmöglich; eher schlüpft ein Kamel durch ein Nadelöhr. Drei consilium abeundis zu bekommen ohne rauszufliegen, dürfte wohl  einmalig in der Gechichte des Gymnasiums Michelstadt  gewesen sein. Aber dies passierte zwei Schülern in der gleichen Klasse, Dieter Bannert und meiner Wenigkeit. Ich bin keinesfalls stolz darauf.  Drei consilia abeundis hatte ich mir bestimmt nicht verdient. Na ja, Ihr könnt selbst darüber entscheiden.

Ich war mit Dieter Bannert  befreundet. Dieter und ich haben, zusammen mit Hermann Abbé, anfang Juli 1952 eine zweiwöchige Radtour durch den Schwarzwald-Bodensee gemacht, in anderen Worten, wir waren eng befreundet. Im Herbst gab es den Grossen Preis vom Odenwald im Seifenkistenrennen  (Soapbox Derby). Austragsort war der Kisselberg in Michelstadt. Ich hatte mich sofort entschlossen mitzumachen.  Dieter Bannert machte auch mit. Die “Rennwagen” mussten selbst gebaut werden und waren strengen Vorschriften unterlegen. Opel war der Veranstalter. Der Sieger durfte dann im Grossen Preis von Deutschland in Hamburg mitfahren. Die ersten fünf Platzierten in Hamburg, wurden dann under der Sponsorship von Opel zur Weltmeisterschaft in Akron, Ohio eingeladen. Ich brauchte natürlich einen Sponsor, da ich absolut kein Geld hatte mir die nötigen Teile und das Material zu kaufen. EDEKA war willig meine Seifenkiste zu sponsern und übernahm alle Kosten. Mein Renner musste natürlich Edeka blau sein mit dem gelben Edeka Logo. Meine Kiste war schon am Donnerstag vor dem Rennen fertig und sah aus wie ein Bugatti Rennwagen. Dieters Seifenkiste war noch im Rohbau and brauchte mindesten noch ein-und-einen halben Tag mit meiner Hilfe, um startbereit zu sein. Dieter und ich machten jetzt eine Entscheidung, die uns später teuer zu stehen kam. Wir entschossen uns, am Freitag und Samstag morgen die Schule zu schwänzen, um Dieters Renner fertig zu bauen. Das Rennen war am Sonntag Dieters Seifenkiste war am Samstag Nachmittag fertig und wir machten eine Probefahrt auf der Strasse nach Eulbach. Am Sonntag lief das Rennen am Kisselberg. Die Gesamtzeit von zwei Läufen wurde gewertet. Ich kam auf den zweiten Platz, Dieter auf Platz “unter ferner liefen”. Vorbei war mein Traum von Hamburg und Akron, Ohio. In der folgenden Woche war es in der ganzen Schule bekannt, dass wir zwei Tage Klassen “geschwänzt” hatten wegen einem Seifenkistenrennen. Die Strafe blieb nicht aus. Meine Mutter bekam einen Brief von Rektor Reichhelm.Ich bekam das Consilium Abeundi, so auch Dieter. Ich bekam einen Eintrag ins Klassenbuch, eine Note” Vier” in Betragen und wurde angewiesen mit Dieter auch ausserhalb der Schule keinen Kontakt aufzunehmen. Dieter wurde in die B-Klasse versetzt.

Dies war der erste Streich, der Zweite folgt zugleich, wie schon Wilhelm Busch schrieb. Für die nächste Missetat war ich ganz allein verantwortlich. Wolfram Becher war ein begeisterter Naturkundler und unser Lateinlehrer. Wir pürschten mit ihm durch die Wälder auf den Spuren der alten Römer oder um  Hünengräber auszubuddeln. Von seinem Lateinunterricht war ich weniger begeistert. Aber dies lag mehr an der “toten” Sprache  als an seiner Person. In einer Lateinklasse stand Studienrat Becher vor uns und las mit Begeisterung aus  De Bello Gallico . Seine rechte Hand war erhoben als umfasste sie ein römisches Kurzschwert. Es klingelte und Gott-sei-Dank die Klasse war zu ende, doch Becher  (alias Julius Caesar) hörte das Klingeln nicht, noch das Räuspern und Husten der Klasse. Der Endsieg über die Gallier war ja so nahe. Ich sass wie immer auf der ersten Bank und spielte mit einer winzigen Schreckschusspistole. Es war wirklich ein Spielzeug, als Schlüsselring gedacht. Man konnte aber damit ein Zündblatt knallen. Was mich dazu bewog das Pistölchen gezielt auf Becher abzudrücken, weiss ich auch heute noch nicht. Der Knall in dem hohen Saal war ohrenbetäubend. Ich sah nur, durch die Rauchwolke hindurch, wie Becher wie ein Taschenmesser am Pult zusammenklappte, dann hörte ich seine Stimme: ”Bauer komm mit”. Er schleifte mich buchstäblich zum Rektor. Ich sass zitternd im Vorzimmer und marterte mein Gehirn nach einer plausiblen Erklärung die ich Reichhelm erzählen könnte. Becher verliess das Büro ohne mich anzusehen. Als ich zögernd eintrat, sass Dr. Reichhelm am Schreibtisch. Er beäugelte das “Spielzeug”, das nicht grösser war als ein Fünfmarkstück, in seiner patschigen Hand. Seine dicke Hornbrille lag auf dem Schreibtisch. Er setzte sie wieder auf und schaute mich an. Er schien mich zu erkennen, ich war ja sein Musterschüler in dem Wahlfach Religionsgeschichte das er lehrte. Ich war freireligiös und war damit von allen Religionsfächern befreit. Trotzdem habe ich sein Fach gewählt, weil mich Relgionsgeschichte sehr interessierte. Dies war auch meine einzige “Eins”, die ich in meinen neun Jahren im Gymnasium vorzuweisen hatte. Ich habe natürlich Reichhelm erzählt, ich hätte das “Spielzeug” nach dem Klassenschluss aus meiner Tasche genommen, was auch wahr war. Sie wäre halt ausversehen losgegangen. Ich hätte natürlich nicht gewusst, dass ein Zündblättchen drin war. Ich würde mich selbstverständich bei Studienrat Becher entschuldigen. Reichhelm nickte vertändlich und ich hoffte, die Sache wäre damit erledigt gewesen. Ich glaube, dass Becher dieses Ereignis bei der nächsten Lehrerversammlung etwas anders erklärt hat. Die Rechnung fur diesen Streich kam in einem Brief an meine Mutter. Ein zweites Consilium Abeundi, Eintrag ins Klassenbesuch und weiterhin eine “Vier” im Betragen. Als ich 1963 nach sechs Jahre Abwesentheit in Kanada das Gymnasium besuchte, konnte sich unser ehemaliger Englischlehrer Hallstein an diesen Vorfall erinnern. Die Lehrerversammlung hatte beschlossen mich zum sofortigen Ausdritt zu veranlassen. Es war Reichhelm der mir mein “Leben” rettete mit dem zweiten Consilium Abeundi. Religionsunterricht macht sich halt doch bezahlt. Ich weiss nicht, was aus mir geworden wäre, hätte das Gymnasium mich damals rausgeworfen. 1963 traf ich auch  Dr. Reichhelm im Café Leyhausen. Ich stellte mich vor, aber er konnte sich  nicht mehr an mich erinnern. Gott sei Dank.

Das dritte Consilium Abeundi erhielt die gesamte Klasse gemeinsam durch die Herausgabe der Magnaten Bierzeitung. Ich hatte mich an der Ausgabe mit keinem Wort oder Pinselstrich beteiligt, aus verständlichen Gründen. Schon der Artikel “Velle, nolle, malle” über die Bolle allein, hätte genügt den Autoren ein Consilium Abeundi zu geben. Aber die Klasse gab keinen Namen der Schriftsteller, Zeichner oder Verleger preis, deshalb bekam die ganze Klasse die gefürchtete Strafe, so nach dem Motto: mitgegangen, mitgehangen”.’

 Einige Lehrer haben uns angeregt in ihren Klassen und fürs Studium vorbereitet. Aber es gab leider auch einige Pauker die uns Angstgefühle vor Prüfungen eingejagt haben und sie haben damit uns Alpträume auf den Lebensweg mitgegeben. Von diesen Lehrern habe ich nur eins gelernt: Nie auf diese Art und Weise zu lehren.


Gunther Bauer

Mop der Clown



Als Kleinster in der Klasse fühlte man sich oft übersehen. Vielleicht versucht man deswegen durch clownhaftes Benehmen Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich sass auch meistens in der vorderen Reihe, um besser lesen zu können, was auf der Tafel geschrieben stand. Ich wollte eben nichts verpassen. Das Vornesitzen hatte natürlich auch Nachteile. Man war immer im Blickpunkt des Lehrers oder Lehrerin. Bei der kleinsten Unruhe in der Klasse, fiel der strenge Blick auf die vordere Reihe.  “Bauer, was ist den schon wieder los, kannst Du nicht ruhig sitzen ?” Wie oft hörte ich diese Worte von Fräulein Dr. Seibold, bei der Klasse als “Bolle” bekannt. Wenn sie irgendetwas vorlas, setzte sie sich auf den Tisch der ersten Bank mit ihren Füßen auf der Sitzfläche. Ihre Kniee waren so gerade in meiner Augenhöhe. Hosen oder Jeans waren damals nicht Mode bei Damen. Als ihr Rock immer höher rutschte, flüsterte Volker Blüm, der hinter mir saß, in mein Ohr: “ welche Farbe Höschen hat sie denn heute an, oder hat sie keins an ?”

Eine andere Episode, bei der ich allein schuldig war, spielte sich bei Jakob Dingeldey in der Physikklasse ab. Wir mochten Jakob gut leiden, zitterten aber am Beginn jeder Klasse, dass man aufgerufen würde, um über den Lehrstoff der letzten Stunde zu berichten. Jakob Dingeldey hatte, wie jeder wußte, Probleme lange Fremdwörter auszusprechen. Zum Beispiel, das Wort Elektrizität wurde zur Elexität zusammengenuschelt. Ausserdem verschluckte er die K-Laute. Das Wort Knochen bekamen wir als Nochen zu hören. Wir hatten uns daran aber gewöhnt und mochten ihn trotzdem. Die erste Stunde war Physik. Es war schon 8 Uhr und Dingeldey war nirgendwo zu sehen. Da kam unser Hausmeister Steiner in die Klasse und verkündigte, nicht wie normalerweise, ich und der Chef wir haben beschlossen, sonder einfach, “ Oberstudienrat Dingeldey wird gleich hier sein, also bleibt auf euren Plätzen und verhaltet euch ruhig”.  Für mich war dies das Stichwort, wieder den Clown zu spielen. Ich ging vor die Klasse, klopfte mit dem Lineal auf das Pult um Ruhe zu schaffen und fing an eine Vorlesung zu geben.
“Letzte Stunden sprachen wir über das Thema der Elexität (Gelächter in der Klasse). Wir nahmen einen hohlen Nochen, leiteten Elexität hindurch und bestimmten den Propernalitätsfaktor (schallendes Gelächter). Unbemerkt von mir war Jakob in die Klasse gekommen und hatte alles mit angehört.  Er sagte: “Ja Bauer, dann erzähl uns mal, was wir wirklich in der letzten Stunde durchgenommen haben“. Als ich verlegen und stotternd anfing : “ …letzte Stunde sprachen wir über die Trägheit eines Körpers. Dazu machten wir einen sehr interessanten Versuch…”. Weiter kam ich nicht, da die Klasse wieder in schallendes Gelächter ausbrach. Jetzt hatte auch Jakob genug von mir und er sagte: “Bauer, setzt Dich hin”.

Im Jahre 1963 war ich zum ersten Mal wieder in der alten Heimat zusammen mit meiner Frau. Wir besuchten auch Jakob Dingeldey und seine Frau in Lauerbach. Er freute sich sehr über den Besuch und besonders darüber, als ich ihm sagte, dass seine Klassen in Mathematik und Physik mir ein Ansporn zum Studium gewesen wären. Diese Besuche zum “Gasthaus zur Hohen Treppe” wurden zur Tradition.  Bei jedem Deutschlandbesuch kamen wir in Lauerbach vorbei und trugen uns in sein Gästebuch ein.  Wir tauschten auch Neuigkeiten aus über  die anderen Klassenkameraden.


Gunther Bauer

Dienstag, 1. Mai 2012

Retter des Schulneubaus


Ja wer war der Retter? Das war ich! Und das kam so:

Nach der Stenostunde (beim HO Haag??), an einem winterlichen Abend, holte ich eine entzückende junge Dame mit dem treudeutschen Namen Erika ab, und obwohl ich sie (ehrlich) schnellstens zu ihrem Haus führen wollte, verirrten wir uns, weil tief im Gespräch vertieft, irgendwie in den engen Hintergassen, die zur Rückwand des Gefängnisses sowie entlang dem Schulneubau führten. Und obwohl ich sehr auf naheliegende Ideen fokussiert war, hörte ich während einer Kunstpause, dass da irgendwo Wasser plätscherte. Dem Geräusch nachgehend fand ich schnell heraus, dass das von dem Schulneubau kam – dem Stolz des Jakob und das erste wesentliche Resultat seiner Bemühungen mit dem Schulverein.
Es war uns klar, dass da ein ernstes Problem bestand, und wir unterbrachen unsere Diskussionen über Stenografie, gingen schnellsten zur Schule und klingelten kurz vor Mitternacht den Hausmeister Steiner raus – und der fand einen Schlüssel, wir gingen zum Neubau und sahen, dass die Böden oben unter Wasser standen welches zum Teil an der Aussenwand runterplätscherte. Steiner konnte zum Glück einen Haupthahn finden und abdrehen – und eine Katastrophe war verhindert. Steiner moppte nun auf, aber ich hatte natürlich noch besseres im Sinn und kümmerte mich um meine Begleitung, sodass wir uns wieder mit dem Thema Kurzschrift befassen konnten.

Am nächsten Tag war ich Jakobs wichtigster Schüler, und er fragte nur so nebenher, wie es denn dazu kam, dass ich um diese unmögliche, mitternächtliche Stunde hinter der Schule und dem Gefängnis beschäftigt war. Erikas Mutter wollte das auch wissen.
HPB

Altersverein

Kein Wunder, dass HAW damals die Gruppe im Hotel nicht finden konnte - es waren da alles alte Leute!
(Ausser dem Playboy im Vordergrund)

Das war  Zweitausend und wasnochmal?

Der Weg zum Erfolg

Eine 1957 Kreation des klassischen deutschen Karrikaturisten 
Carl Ferdinand von und zu Rosenberg

(Dank an HA Weimar)