Es war ein warmer
Sommerabend - ein Gartenfest bei Freunden, in einem kleinen 0rt - ein bißchen
weit weg von Michelstadt - Gespräche mit den Gästen - man sieht sich zum ersten
Mal - über dies und das - über die breite Palette mehr oder weniger
interessanter Alltäglichkeiten - über Berufliches: "Ja,nach meiner
Schulzeit in Michelstadt...“ - "Ach, wo liegt das denn?"
Da löst sich
einer aus einer Gruppe, kommt herüber: "Michelstadt im 0denwald, dort habe
ich Abitur gemacht!" Dann wird das Gespräch
zum Dialog zwischen uns beiden: Der Garten wird zum Schulhof, die schöne helle
Villa zum alten grauen Haus - die anwesenden Damen werden zu Mädchen in der
Pause auf dem Schulhof, 1a, sie gehen in der einen, wir in der anderen Richtung
um das Schulgebäude - einige sind sehr hübsch – Pennälerliebe! Namen tauchen
auf: Albach, Becher, Götz, Hallstein – gemeinsame Lehrer - und: "Können
Sie sich noch an den erinnern?" Natürlich, der Kampf mit dem Lehrstoff,
Erlebnisse, unvergessen, und mancher weltenstürzende
Satz: "Wirth, ich habe dich immer für einen ordentlichen Jungen gehalten, aber...".
Böse Buben werden
bestraft, die ganze Klasse bekommt das Consilium abeundi! Oder: "Wirth,
was machst du eigentlich hier in der Schule, sage deinem Vater, das Land
braucht Maurer!" Schülerexistenz im Klassenzimmer: "Wenn es knallt,
ist es Knallgas! Wo liegt Uluwumba? Wer
hat den Globus versteckt? Bauer, du bist ein Flapsch! Die Mädchen kriegen alle eine
Drei und sind still, die verstehen eh nichts von Physik! Heute kommen alle
Hinteren nach vorne, die Vorderen gehen nach hinten!"
Blättern im
Notenbuch: "Abbe! Nein, fangen wir heute hinten an im Alphabet! Wirth: Wie
war das mit dem Antonius? " „Antonius war ein ehrenwerter Mann und die
alten Römer..." "0uatsch, die Römer waren auch mal jung!"
Mein Gegenüber weiß viele Geschichten vom Leben im
grauen Haus und drumherum. Wir lachen viel an diesem Abend – weinselige Heiterkeit,
versunken in der Erinnerung. Nein, es ist keine Feuerzangenbowle dort auf dem
Tisch: Es spiegeln sich flackernde Kerzenflammen in Gläsern und Wein! Wir sind
uns einig: Wir haben viel gelernt in dem alten grauen Haus, das wir haßten und
liebten zugleich - eine Schülerpresse? Vielleicht, aber gut für uns, gut für
unsere Zukunft - wir profitieren noch heute davon! Warum? Liegt es an unseren
Lehrern, waren sie bessere Pädagogen? Viele verdienen ein ehrendes Andenken in
Dankbarkeit. Wir sind uns einig, wir beiden ehemaligen Schüler: Es war eine
schöne und wertvolle Zeit damals für uns, und es ist ein gelungenes Fest - heute dieses Gartenfest.
"Demnächst feiern wir vierzigjähriges Abitur in Michelstadt ..."
Mein Gegenüber wirkt plötzlich etwas traurig. "Das haben wir leider nicht
gemacht..."
Naja, wir waren ja schließlich die "Magnatenklasse" und hatten das Consilium abeundi!
Harald Wirth
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen